apotheke-hofwiese2

Blog

Blog_Linde_01

Heilpflanze des Jahres 2025 – die Linde

Teil 1

So mancher Dorf- oder Stadtplatz sowie etliche Alleen werden von der Linde geprägt. In Kremsmünster etwa stehen diese faszinierenden Bäume wenige Gehminuten entfernt zur Apotheke Hofwiese. Auch der „Baum mitten in der Welt“ ist eine (bereits über 100 Jahre alte) Linde. Als weitverbreiteter Laubbaum spielt die Linde eine wichtige Rolle in Mythologie, Kultur und Medizin Europas. Sie zählt zu den wertgeschätzten Bäumen. Mit ihren großen, herzförmigen Blättern, den duftenden Blüten und ihren vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten ist sie ein Baum der ganz besonderen Art. Verschiedene Teile des Lindenbaums werden aufgrund seiner heilsamen Eigenschaften in der klassischen (link) und rationalen Phytotherapie (link) sowie in der TEM (link) genutzt. Dieses Jahr wurde die Linde vom Verein NHV Theophrastus www.nhv-theophrastus.de zur Heilpflanze des Jahres 2025 gewählt.

Botaniker beschreiben von der Gattung Tilia ca. 50 Arten, in Europa sind vor allem zwei Arten bekannt: Die Sommerlinde Tilia platyphyllos und die Winterlinde Tilia cordata. Gerhard Madaus, Mediziner und Hersteller von naturheilkundlichen Mitteln, fasste in seinem bekanntesten Werk „Lehrbuch der biologischen Heilmittel“ die beiden Gattungen als Tilia europea zusammen. Zahlreiche Hybridformen sind bekannt. Erst im Juni, sobald die Bäume voll belaubt sind, beginnen die Linden zu blühen. Sie duften lieblich und charakteristisch nach Nektar, sind daher hervorragende Honigbäume. Zum Lindenblütenhonig mischt sich oft Honigtau von Läusen zum Lindenhonig. Dieser helle gelblich bis orange Honig hat ein feines Aroma, variiert von Jahr zu Jahr und hat eine immunsteigernde, wohltuende Wirkung bei Erkältungen. Naturgemäß passt er unter anderem hervorragend in den Lindenblütentee.

Die Bedeutung der Linde in der Mythologie und der Gesellschaft

Die Linde begleitet die Menschen bereits seit Jahrtausenden: In der nordischen Mythologie war sie Freya geweiht, bei den Germanen Frau Holle. Sigfrieds Unsterblichkeit wurde in der Nibelungensage sogar durch ein Lindenblatt verhindert! Lindenbäume waren Zentren der Gemeinschaft und Kommunikation, um sie herum waren die Versammlungsorte der Dörfer, unter ihnen wurde Gericht gehalten und Festlichkeiten ausgerichtet. Die Linde entführte die Menschen aus ihrem kargen Alltag, schenkte Geborgenheit und Gemeinschaftssinn, ermöglichte Menschen Liebe und Trauer. Die Linde war ein Schicksalsbaum und ein Ort der Tradition und der Geschichten. Im Sommer – so meinte man – sangen die Elfen in ihren Zweigen. Goethe über Schubert und Walter von der Vogelweide, viele besangen die Vorzüge des Lindenbaums. Die Linde ist in der Mythologie und Lyrik sowie oder als gesellschaftliches Zentrum hoch geachtet und wurde natürlich bereits im Altertum in der Heilkunde beschrieben. So sind ihre breiten Verwendungsmöglichkeiten in Texten etwa von Plinius (+ 79. n.u.Z) oder Galen (+ 216 n.u.Z) dokumentiert. Im Mittelalter spielte die Linde in den Kräuterbüchern etwa von Lonicerus (+ 1586 n.u.Z) eine große Rolle und Kneipp (+ 1897 n.u.Z) lobte ihre Wirkung bei Husten und Verschleimung.

Neben der langen Geschichte der Linde als Kultur- und Gesellschaftsbaum bietet sie vielfältige arzneilich Wirkungen sowie ein breites Spektrum an Anwendungen.

Die Linde als Heilpflanze in der TEM

Da die Linde zu den Malvengewächsen gehört, die durch den hohen Gehalt an Schleimstoffen charakterisiert werden, weist sie befeuchtende Wirkungen auf. Traditionell gilt sie als säfteoptimierend, wirkt darüberhinaus wärmend und anregend auf die Herz- und Gefäßdynamik. Zäher Schleim wird in Folge vermindert sowie die Ausscheidung von sogenannten Schärfen über Schweiß und Urin begünstigt. Mit zunehmender Ziehzeit des Lindenblütentees wird dieser traditionell europäisch betrachtet kühler und feuchter. Entsprechend wird Lindenblütentee mit einer Auszugszeit mit mehr als 10 Minuten bei Fieber, Entzündungen und Erhitzungszuständen empfohlen, kann einen akuten Infekt verkürzen. Die Wirkung bei Erkältungskrankheiten ist wissenschaftlich belegt, Lindenblüten sind im Europäischen Arzneibuch enthalten. Sie werden gerne bei Erkältungskrankheiten und Husten verordnet. Für eine Tasse Tee werden 1 bis 2 Teelöffel voll mit kochendem Wasser übergossen und nach 5 Minuten abgeseiht. Der Auszug soll mehrmals täglich, besonders in der zweiten Tageshälfte, heiß getrunken werden. Im Winter empfiehlt sich, eine Scheibe Ingwer mit aufzubrühen, im Sommer wird er als erfrischender Eistee getrunken.

Die Inhaltsstoffe der Lindenblüten sind unter anderem Flavonoide, Schleimstoffe und ätherische Öle. Die daraus resultierenden Wirkungen machen sie zu einem beliebten Hausmittel bei Erkältungen und Grippe. Ein Tee aus Lindenblüten wirkt schweißtreibend und fördert die Ausscheidung von Giftstoffen über Niere und Haut. Aufgrund ihrer schleimlösenden und reizmildernden Eigenschaften werden Lindenblüten ferner zur Linderung bei Katarrhen der Atemwege sowie zur Milderung des Hustenreizes eingesetzt. Die kräftigende und krampflösende Wirkung erfolgt sowohl auf die Schleimhäute der Atemwege als auch des Verdauungstraktes. Damit kann sie insbesondere bei Kindern bei Magen-Darm-Katharren helfen. Aufgrund der entspannenden Wirkung der Inhaltsstoffe bietet sich bei Nervosität und Schlafstörungen ein Aufguss aus Lindenblüten. Menschen, die keinen Tee trinken, können alternativ auf das Gemmomazerat ausweichen, eine Tinktur ist nicht üblich.

Die Blüten werden von Juni bis August gesammelt. Sie liefern die Blütendroge Flos Tiliae. Die Blütenstände (Infloreszenzen) inklusive Hochblatts werden bei beständigem, trockenem Wetter von Hand gepflückt um anschließend im Schatten an einer luftigen Stelle schonend getrocknet zu werden. Gemäß der Tradition wird die Droge alljährlich durch frische ersetzt und die Reste des Vorjahresbestandes zum Räuchern oder als Aufguss zum Baden herangezogen. Frische Blüten werden darüber hinaus gerne in Öl zur Hautpflege ausgezogen oder zu Lindenblütenwasser destilliert.

Für all jene, die mehr über die die Linde wissen möchten, beleuchten wir nächsten Monat weitere interessante Aspekte und spezifische Anwendungsbeispiele. Freuen Sie sich schon heute auf den Blog Linde Teil 2, der Ende Mai erscheint.

Verfasserin: Mag. pharm. Dr. Gabriele Kerber-Baumgartner, Apothekerin Apotheke Hofwiese